7.1. Das Tangentenproblem
In diesem Abschnitt versuchen wir an eine gegebene Funktion f eine Tangente anzulegen. Dabei gehen wir von der intuitiven Idee aus, eine Tangente
ist eine Gerade, die den Funktionsgraphen an einem fest vorgebenen Punkt (a, f(a)) trifft und sich dort optimal anschmiegt.
Unter den unendlich vielen linearen Funktionen, Funktionen des Typs
also, die durch (a, f(a)) gehen, suchen wir diejenige,
die die "richtige" Steigung m besitzt. Bei der Funktion etwa erwarten wir
für
das folgende Bild:
Zwar läßt sich anhand der Skizze vermuten, dass die Steigungszahl m
den Wert 1 haben muss, die Frage aber bleibt, wie man dies auch rechnerisch
bestätigen kann. Eigentlich sind Geradensteigungen nicht problematisch: Hat man zwei verschiedene Geradenpunkte, so erhält man m als die Verhältniszahl
.
Bei unserer Tangente steht uns jedoch nur ein gesicherter Punkt zur
Verfügung, nämlich (2, f(2)), so dass die Steigungszahl nicht elementar errechnet
werden kann.
Da aber für die Neigung der Tangente letztlich die Gestalt von f
verantwortlich sein muss, versuchen wir unser Ziel auf folgendem Umweg zu
erreichen: Wir betrachten zunächst die durch den Punkt (2, f(2)) gehenden Sekanten
von f, Geraden also, die durch (2, f(2)) und einen weiteren Graphenpunkt (x, f(x))
gehen.
Für diese Sekanten lassen sich die Steigungszahlen jetzt leicht ermitteln, denn ist , so ist der Höhenzuwachs die Differenz der
Funktionswerte -
- und der Längezuwachs die Differenz der x-Werte,
also:
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[7.1.1] |
Mit dem folgenden Applet verschaffen wir uns einen Überblick über die verschiedenen Sekantenlagen und Sekantensteigungen.
Dieser Darstellung entnehmen wir zwei Informationen: Je näher der zweite Punkt bei dem ersten liegt, also: je näher x bei 2 liegt,
um so weniger unterscheiden sich
- Sekante und Tangente
-
und die Zahl 1.
Wir dürfen also folgendermaßen argumentieren: Konvergiert x gegen 2, so laufen die
Sekantensteigungen gegen die Tangentensteigung 1. Die rechnerische Herleitung
der Tangentensteigung haben wir also gefunden, wenn wir den Grenzwert
ermitteln können. Nun ist aber nach [7.1.1] die Funktion
in 2 stetig fortsetzbar
und besitzt dort den folgenden Limes:
.
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[7.1.2] |
Mit diesem Ergebnis können wir nun die Tangente selbst, genauer die
Tangentenfunktion , ermitteln: Mit
erhalten wir zunächst
und
die Bedingung
liefert
. Also ist
die
gesuchte Tangentenfunktion.
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