7.2. Differenzenquotientenfunktionen
Wir setzen nun die im einführenden Beispiel gewählte Strategie in ein allgemeines Verfahren um. Dabei war die Kenntnis der Sekantensteigungen von zentraler Bedeutung.
In einem ersten Schritt werden wir daher jeder Funktion f, bei Auswahl eines festen Punktes a, einen Überblick über alle Sekantensteigungen zuweisen.
Definition: Es sei
und
eine beliebige Funktion. Die Funktion
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[7.2.1] |
heißt die zu f gehörige
Differenzenquotientenfunktion bzgl. a.
|
Beachte:
-
und
.
Gemäß Konstruktion gehört der vorgewählte Punkt a nicht zum Definitionsbereich einer Differenzquotientenfunktion.
- Gelegentlich schreiben wir
statt um die Zugehörigkeit zu f deutlicher hervor zu heben.
Die Funktionswerte der Differenzenquotientenfunktion sind die Sekantensteigungszahlen.
Oft sieht man in dem Wert aber auch ein Maß für das Änderungsverhalten der Funktion und nennt ihn dann die Änderungsrate (auch: mittlere Änderungsrate) von f zwischen a und x.
-
Spezielle Notationen werden in der Physik benutzt: Bei der Bewegung eines Punktes etwa bezeichnet man den in t Zeiteinheiten zurückgelegten Weg mit . Die zur Funktion gehörenden Änderungsraten , also die Quotienten
,
notiert man meist in der Form
i |
Die Wahl des Buchstabens v erklärt sich aus dem Wort velocitas, lateinisch für Geschwindigkeit (engl. velocity).
|
. Man spricht dann von der mittleren Geschwindigkeit (auch: Durchschnittsgeschwindigkeit) des Punktes zwischen den Zeitpunkten und , bzw. zwischen den Wegpunkten und .
Im folgenden Beispiel notieren wir Differenzenquotientenfunktionen zu einigen Standardfunktionen.
Die über die bloße Aufstellung hinaus gehenden Umformungen benötigen wir erst im nächsten Abschnitt.
Beispiel: Wir berechnen die Differenzenquotientenfunktion bzgl. a
- zu einer linearen Funktion für ein beliebiges a:
.
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[7.2.2] |
- zur Potenzfunktion
für beliebiges a und
:
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[7.2.3] |
Die Gleichheit (*) zeigen wir in einem Induktionsbeweis.
- zur Kehrwertfunktion für
:
.
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[7.2.4] |
-
zur Wurzelfunktion für
:
.
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[7.2.5] |
- zur Betragsfunktion
für :
.
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[7.2.6] |
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Es lohnt sich immer zu überprüfen, ob neu eingeführte Begriffe mit den Grundrechenarten verträglich sind,
denn oft ergeben sich daraus leistungsfähige Rechentechniken. Die folgende Bemerkung belegt, dass die Zuweisung
die vier Grundrechenarten respektiert.
Bemerkung: Es sei und . Dann gilt für und :
1.
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[7.2.7] |
2. |
[7.2.8] |
3. |
[7.2.9] |
4.
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[7.2.10] |
Beweis:
1. ► .
2. ► Die Rechnung verläuft genauso wie in 1.
3. ► Hier kommen wir mit dem Standardtrick "Addition der Null", hier , zum Ziel:
4. ► Auch jetzt addieren wir die Null, und zwar in der Form .
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