Exkurs: Die elementarsymmetrischen Funktionen
In diesem Exkurs untersuchen wir die sog. elementarsymmetrischen Funktionen des , insbesondere ihren Bezug zum Satz des Viëta.
Bei der Formulierung der Funktionsvorschriften von
.
benutzen wir die folgenden Teilmengen der Potenzmenge : Für sei
.
So ist z.B. in : , und .
Für definieren wir jetzt
.
Man beachte, dass das Produkt nicht von der Reihenfolge der Faktoren abhängt. ist daher wohldefiniert.
Als Beispiel ermitteln wir die drei elementarsymmetrischen Funktionen des :
-
enthält nur ein Element, nämlich , so dass bei der Ermittlung von nur ein Summand anfällt, und zwar ein Produkt der Länge 3:
-
enthält drei Elemente, also treten drei Summanden auf; es sind Produkte der Länge 2:
-
schließlich enthält ebenfalls drei Elemente, die drei Summanden bestehen hier allerdings aus Produkten der Länge 1:
Beachte:
ist die Summe aller Produkte der Länge i, die aus den Zahlen gebildet werden können.
Mit führt man meist eine weitere elementarsymmetrische Funktion des
ein. Wir benutzen sie hier nicht.
Gelegentlich schreiben wir statt (und statt ) falls der Bezug zu n nicht klar genug aus dem Kontext hervorgeht.
-
Alle Ausführungen in diesem Exkurs gelten uneingeschränkt auch im komplexen Fall, also für die analog einzuführbaren elementarsymmetrischen Funktionen des .
Der Begriff "symmetrisch" bedeutet bei diesen Funktionen: Jede Umsortierung von liefert denselben Funktionswert wie zuvor.
Bemerkung: Ist eine beliebige Permutation von , so ist
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[4.0.1] |
Beweis: ist eine bijektive Abbildung von auf sich selbst. Durch die Festsetzung
induziert eine Bijektion von auf sich selbst, denn
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jedes enthält genau i viele Elemente.
-
ist injektiv: Ist für , so gilt
.
-
ist surjektiv, denn jedes besitzt ein Urbild:
.
Also ist und damit:
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Zur Vorbereitung des Viëtaschen Satzes notieren wir zunächst einige Eigenschaften der Funktion .
Bemerkung:
-
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[4.0.2] |
-
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[4.0.3] |
Für gilt die folgende Rekursionsformel:
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-
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[4.0.4] |
Beweis:
1. ► Folgt direkt aus .
2. ► Ergibt sich mit .
3. ► Die
disjunkte Vereinigung
i |
Eine Vereinigung heißt disjunkt falls die Partnermengen elementfremd sind, also ist.
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erlaubt es, die Summe in zwei Summanden aufzuteilen:
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Wir beweisen jetzt den Satz von Viëta. Er stellt einen Zusammenhang her zwischen den Lösungen und den Koeffizienten einer Gleichung n-ten Grades.
Bemerkung (Satz von Viëta):
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[4.0.5] |
Beweis per Induktion:
-
Ist , so liegt eine lineare Gleichung vor. Man hat:
c ist Lösung von .
-
Sei jetzt (*) eine Gleichung vom Grad . Sie hat genau dann die Lösungen , wenn der Gleichungsterm vollständig zerfällt:
.
Setzt man , so erhält man:
Ein Koeffizientenvergleich liefert nun die folgende Äquivalenz: lösen (*)
Die Koeffizienten gehören zu einer Gleichung vom Grad n, die von gelöst wird. Also greift hier die Induktionsvoraussetzung. Mit [4.0.4] erhalten wir daher:
Dies schließlich läßt sich für zusammenfassen zu
.
Damit ist die Induktionsbehauptung bewiesen.
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Für Gleichungen dritten Grades beispielsweise hat man nach Viëta:
sind Lösungen von
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