5.5. Eigenschaften konvergenter Folgen
Wir untersuchen zunächst, ob die Konvergenz einer Folge Aussagen über ihre Monotonie bzw. ihre Beschränktheit zuläßt.
Da es unter den konvergenten Folgen sowohl monotone wie auch nicht-monotone gibt, und unter den divergenten ebenfalls, besteht zwischen der Monotonie und der Konvergenz kein Zusammenhang.
Ein wenig besser verhält sich dagegen die Beschränktheit zur Konvergenz:
Zwar gibt es divergente Folgen, die beschränkt sind, wie etwa , aber aus der Konvergenz folgt stets die Beschränktheit.
Bemerkung:
Jede konvergente Folge ist beschränkt. |
[5.5.1] |
Beweis: Ist etwa , so gibt es gemäß [5.4.2] insbesondere zu 1 ein , so dass
.
Damit hat man aber für alle :
.
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Als eine Folgerung ergibt sich ein neues Kriterium für die Divergenz einer
Folge:
Unbeschränkte Folgen sind stets divergent.
Die Divergenz von etwa, läßt sich also auch durch ihre Unbeschränktheit erklären.
Zwei weitere Eigenschaften beleuchten das Zusammenspiel zwischen der Lage
der Folgenglieder und der des Grenzwerts:
Bemerkung: Es sei . Dann gilt für jedes :
-
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für alle n ab einem geeignetem
für alle n ab einem geeignetem
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[5.5.2] |
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-
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[5.5.3] |
Beweis: Wir zeigen jeweils nur die erste Variante.
1. ►
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Sei , also . Da , liegen in der speziellen -Umgebung ab einem alle Folgenglieder. D.h. insbesondere
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2. ►
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Wir gehen indirekt vor und nehmen an: . Nach 1. ist dann aber für fast alle n im Widerspruch zu für alle n.
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Beachte:
1. benutzt man oft, und zwar insbesondere für , in der folgenden Form:
für alle n ab einem geeigneten
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[5.5.4] |
Wie das Beispiel zeigt, läßt sich 2. nicht verschärfen indem man etwa durch ersetzt.
Wegen darf man allerdings in 2. die Voraussetzung durch die Formulierung "für fast alle n" abschwächen.
Die beiden Aussagen in 2. kann man offensichtlich kombinieren zu:
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[5.5.5] |
Bei Konvergenzuntersuchungen von Nullfolgen darf man sich auf positive Folgen beschränken. Das ist oftmals eine angenehme technische Erleichterung:
Bemerkung: Es sei irgendeine Folge. Dann gilt:
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[5.5.6] |
Beweis: Aus der Gleichheit erhält man für jedes
:
und daraus unmittelbar die Behauptung.
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Als Beispiel untersuchen wir die Folge . Da folgt:
Die Glieder einer konvergenten Folge kommen dem Grenzwert beliebig nah. Das hat Konsequenzen auf die Beziehung der Folgenglieder untereinander: Auch sie müssen beliebig nah aneinander rücken.
Die in der folgenden Bemerkung genannte Eigenschaft nennt man auch die Cauchy-Bedingung.
Bemerkung: Ist , so gibt es zu jedem ein , so dass
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[5.5.7] |
Beweis: Zunächst findet man auf Grund der Konvergenz ein , so dass
Für hat man daher nach Dreiecksungleichung die folgende Abschätzung:
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Ein interessante Frage ist, ob die Cauchy-Bedingung die Konvergenz bereits erzwingt. Im Allgemeinen ist dies falsch. So gibt es in divergente Folgen, die die Cauchy-Bedingung erfüllen! In jedoch liegen besondere Verhältnisse vor; und hier sind tatsächlich Cauchy-Folgen auch bereits konvergent wie wir im Abschnitt 8 sehen werden.
Wir beschließen diesen Abschnitt mit dem Schachtelsatz, einem Konvergenzkriterium, das bei manchen "schwierigen" Folgen gut eingesetzt werden kann.
Bemerkung (Schachtelsatz): , und seien drei Folgen, so dass
.
Sind und konvergent gegen denselben Grenzwert g, also und , so konvergiert ebenfalls gegen g:
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[5.5.8] |
Beweis: Wir arbeiten mit dem Konvergenzkriterium [5.4.2]. Sei vorgegeben. Da , gibt es ein , so dass
Ebenso findet man ein , derart dass
Für alle gilt daher der Reihe nach:
Also ist die Konvergenz sicher gestellt.
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Beachte:
Beispiel:
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[5.5.9] |
Beweis: Da alle Sinuswerte zwischen −1 und 1 liegen, hat man für alle n die folgende Abschätzung; mit den angegebenen Konvergenzen folgt dann die Behauptung aus dem Schachtelsatz.
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Dieses Beispiel läßt sich leicht verallgemeinern, denn von wurde im Prinzip nur die Beschränktheit und von nur die Konvergenz gegen 0 ausgenutzt.
Bemerkung: Ist beschränkt und eine Nullfolge, so gilt:
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[5.5.10] |
Beweis: Nach [5.5.6] reicht es zu zeigen: . Da beschränkt ist, gibt es ein , so dass für alle n. Also hat man:
Mit ist gemäß [5.5.6] auch eine Nullfolge. Nach [5.6.5] hat man daher: .
Da außerdem , folgt nun die Behauptung aus dem Schachtelsatz.
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